Alles begann damit, dass die Schützenbruderschaft St. Georgius Heiden-Leblich dem Allgemeinen Bürgerschützenverein Erle aus Anlass seines 125-jährigen Jubiläums 2020 einen Grenzpfahl schenkte. Dieser konnte aber wegen der Corona-Pandemie erst 2022 unter Teilnahme der vier benachbarten Schützenvereine aus Leblich, Marbeck, Rhade und Erle am Werlo aufgestellt werden, wo die Grenzen der vier Orte an einer Stelle (Erle und Leblich bis auf wenige Meter) zusammentreffen. Ein Jahr später kamen eine von der Bürgerstiftung Raesfeld-Erle-Homer gestiftete überdachte Sitzgelegenheit und ein Fahnenmast hinzu. Nun vervollkommnet eine Geschichtstafel, die über die besondere Grenzsituation informiert, diesen Platz, der den Einheimischen als Treffpunkt und den Radwanderern auf der nahen 100-Schlösser-Route als Rastplatz dient.
Video von der Aufstellung auf der Homepage der Dorstener Zeitung (DZ+). Einloggen mit Mailadresse und Passwort erforderlich
Die Idee einer Tafel
Die Idee, eine Info-Tafel dort aufzustellen, hatte der Präsident des Erler Schützenvereins Arno Brömmel. Er sprach den Heimatverein Erle an, der nach der Aufstellung von 16 Geschichtsstationen in Erle schon eine lange Erfahrung mit solchen Projekten hat. Arno Brömmel, Hannes Kempken und Carlo Behler setzten sich zusammen und überlegten, was auf solch einer Info-Tafel stehen könnte. Recht bald einigte man sich auf die Punkte: Darstellung der besonderen Grenzsituation und Anlass der Aufstellung, Vorstellung der vier Orte (Alter und Ortsnamen), Entwicklung der historischen Grenzverläufe und politischen Zuordnungen der Orte sowie die Einführung der preußischen Kreisordnung und die Eingemeindungen der Gemeinden in Nachbarorte.
Vorstellung der Tafel
Arno Brömmel und Carlo Behler enthüllten dann gemeinsam die zuvor am Bodenanker festgeschraubte Tafel. Brömmel begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste aus Erle, Marbeck, Heiden und Rhade, darunter den Bürgermeister von Raesfeld Martin Tesing, den Bürgermeister von Heiden Dr. Patrick Voßkamp, den stellvertretenden Bürgermeister von Borken Günter Stork sowie die Präsidenten der Schützenvereine Marbeck (Dirk Lanfermann) und Rhade (Siegfried Höller) und resümierte den Ausbau dieses Vierorte-Ecks zu einer Rast- und Begegnungsstätte. Behler, Historiker des Heimatvereins Erle, erläuterte anschließend den Informationstext auf der Tafel. Von den anliegenden Ortschaften ist Marbeck der älteste Ort. Schon im 10. Jahrhundert wird die Bauernschaft „Marckapu“ im Kirchspiel Borken erwähnt, erst um 1805 ist sie Bezeichnung Marbeck beurkundet. Beides heißt Grenzbach oder Waldbach. Erle (entweder Erlenwald oder Sand/Erdwald) taucht gesichert um ca. 1150 im Werdener Urbar auf. Rhade wird 1217 zum ersten Mal als „Rothe“ (Rodungssiedlung) erwähnt und Leblich 1336 als „Libellich“, was vermutlich auf einen Eigennamen zurückzuführen ist.
Seit dem Mittelalter gehörten Marbeck und Heiden-Leblich zum Gogericht Homborn und Erle und Rhade zur Herrlichkeit Lembeck, beides Gerichts- und Verwaltungsbezirke des Amtes Ahaus im Fürstbistum Münster. Nach der napoleonischen Zeit wurde Westfalen preußisch. Preußen führte 1816 die Kreisordnung ein und so kamen Marbeck und Heiden-Leblich zum neu gegründeten Kreis Borken und Erle und Rhade zum Kreis Recklinghausen. Die letzte Veränderung gab es mit der Eingemeindung von Marbeck nach Borken (1969), Erle nach Raesfeld (1975), was mit Wechsel in den Kreis Borken verbunden war, und Rhade nach Dorsten (1975). Die Zuordnungen wechselten im Laufe der Jahrhunderte, aber die Grenzverläufe blieben in etwa gleich.
Eine Karten aus dem Geodatenatlas, eine historische Karte des südlichen Fürstbistums Münster sowie eine allgemeine Karte des Städteverlags veranschaulichen auf der Tafel die Grenzverläufe und Gebietszuordnungen im Laufe der Jahrhunderte.
Ohne Sponsorengelder hätte die Tafel nicht aufgestellt werden können. So sponserten das Ministerium für Landwirtschaft über das Regionalmanagement der Region Hohe Mark (zu 75%) und der Erler Unternehmer Wenzel Schwering (zu 25%) das Projekt.
Bei einem allgemeinen Umtrunk konnten dann die Gäste trotz des nasskalten Wetters die Idylle des Rastplatzes genießen und sich über die Gott und sie Welt austauschen.